Blockheizkraftwerke (BHKW) benötigen Gas, um hocheffizient Strom und Wärme zu erzeugen. Die dynamische Entwicklung auf den Strom- und Gasmärkten stellt Entscheidungsträger vor die Frage, ob die Investition in ein gasbetriebenes BHKW zukunftssicher und wirtschaftlich ist. Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass diese Frage nicht nur bejaht werden kann, sondern der Einsatz von dezentralen BHKW unter den aktuellen Rahmenbedingungen nach wie vor wirtschaftlich attraktiv und energiepolitisch mehr denn je geboten ist.
Diversifizierung der Gasversorgung
Als empfindliche Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine konnten Erdgaslieferungen aus Russland, die 2021 noch über die Hälfte des deutschen Importvolumens ausgemacht haben, mittlerweile vollständig durch Lieferungen aus anderen Ländern ersetzt werden. Seit Anfang September 2022 gelangt kein russisches Erdgas mehr nach Deutschland. Das im vierten Quartal 2022 importierte Erdgas stammt vor allem aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Neben innerhalb der EU gefördertem Gas gelangt über Pipelines Erdgas aus Nordafrika und Südost-Europa sowie auch über 37 bereits bestehende und weitere 27 in Planung befindliche LNG-Terminals flüssiges Erdgas (LNG, Liquefied Natural Gas) aus weltweiten Quellen das europäische Verbundnetz. Der erste von zur Zeit fünf in Deutschland geplanten LNG-Terminals wird nach einer Bauzeit von nur 7 Monaten Ende Dezember 2022 in Wilhelmshaven den Betrieb aufnehmen, so dass eine zunehmend unabhängige Gasversorgung sichergestellt ist.
Der Füllstand der Gasspeicher erreichte Mitte November 2022 trotz Einstellung des Bezugs aus Russland mit 100 % einen erheblich höheren Wert, als in den Vorjahren. Laut Anfang Dezember 2022 zuletzt aktualisiertem Szenario der Initiative Energien Speichern (INES) für den kommenden Winter werden die Gasspeicher Ende März 2023 ihren Tiefstand mit 53 % erreichen. Das gesetzlich vorgegebenen Einspeicher-Ziel von 40 % zum 1. Februar 2023 wird damit voraussichtlich deutlich übertroffen, so dass auch die Bundesnetzagentur eine stabile Gasversorgungslage konstatiert.
Alternativ zu Erdgas stehen heute aber auch andere Brennstoffe für BHKW zur Verfügung wie z.B. Propan/Butan und Biogas/Biomethan. Letzteres wird zusammen mit ebenfalls regenerativ erzeugtem Wasserstoff eines Tages fossile Gase ablösen (siehe hierzu unser Informationsblatt Gasversorgung von Blockheizkraftwerken).
Energiepreise und Wirtschaftlichkeit
Der durchschnittliche Gaspreis am europäischen Terminmarkt hatte sich bereits in der zweiten Jahreshälfte 2021 in etwa verdreifacht und pendelt seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar 2022 mit ihren weitreichenden geo- und wirtschaftspolitischen Folgen sehr turbulent um diese Marke herum.
Im gleichen Vorjahreszeitraum verdreifachte sich auch der Strom-Börsenpreis. Seit Februar 2022 lässt sich wie beim Gas ein sehr dynamischer Preisverlauf auf weiterhin hohem Niveau beobachten. Der für die Eigenwirtschaftlichkeit des BHKW-Betriebes entscheidende „Spark-Spread“, also die sich aus Strom- und Wärmeerlös abzüglich Gaskosten ergebende Bruttomarge, hat sich durch diese Entwicklungen deutlich vergrößert. Das höhere Niveau der Energiepreise hat zur Konsequenz, dass die Anschaffungs- und Wartungskosten von BHKW weniger ins Gewicht fallen. Die Wirtschaftlichkeit von BHKW-Anlagen ist dementsprechend gestiegen. Gerne veranschaulichen unsere Vertriebsingenieure dies anhand projektspezifischer Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für Ihren konkreten Anwendungsfall.
Nachhaltigkeit und Effizienz
Die Energiewende muss inklusive Ausstieg aus der Kohle- und der Atomenergie fortgeführt werden. Um dabei weiterhin eine zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten, müssen nicht nur die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut, sondern auch deren fluktuierende Stromeinspeisung durch regelbare Erzeuger abgesichert werden. Niedrige Erdgaspreise haben für diese Aufgabe den Einsatz von Gaskraftwerken „auf der grünen Wiese“ ohne Wärmenutzung begünstigt, die jedoch deutlich ineffizienter sind als dezentrale BHKW, die nach dem energiesparenden Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) arbeiten. Hier ist zu erwarten, dass höhere Gaspreise zu einem sorgsameren, effizienteren Umgang mit Gas führen. Gerade in der kalten Jahreszeit mit typischerweise langen „Dunkelflauten“ (also Perioden in denen wenig Solar- und Windstrom erzeugt wird) kann von BHKW-Anlagen bereitgestellte Residuallast für den Strommarkt bereitgestellt und die dabei gewonnene Wärme zeitgleich zum Heizen genutzt werden.
Die Umstellung auf erneuerbare Gase und grünen Wasserstoff erfährt durch aktuelle Entwicklungen zusätzliche Dynamik und führt langfristig zu einer Dekarbonisierung aller KWK-Anlagen. Alle von uns gebauten BHKW können heute schon mit einem Anteil von 20 % Wasserstoff betrieben werden. Eine Umrüstung auf reinen Wasserstoffbetrieb ist beispielsweise im Rahmen einer anstehenden Motorüberholung problemlos möglich.
Zusammengefasst lässt sich festhalten: Die Investition in gasbetriebene BHKW gerade im heutigen Umfeld ist nach wie vor eine wirtschaftlich lukrative und energiepolitisch sinnvolle Investition, die morgen einen bedeutenden Beitrag zu einer 100 % aus erneuerbaren Energien gespeisten Energieversorgung leisten wird.