Für den wichtigen Ausbau der Erneuerbaren Energien (EE) soll die installierte Leistung an Wind- und Solarenergie in den kommenden Jahrzehnten vervielfacht werden. Aufgrund ihrer fluktuierenden, nachfrageunabhängigen Erzeugung wird jedoch auch langfristig eine erhebliche Residuallast bleiben, die von flexibel regelbaren Stromerzeugern abgedeckt werden muss. Diese Residuallast fällt vor allem in der kalten Jahreszeit an, wenn weniger Strom von Solaranlagen erzeugt und mehr von Wärmepumpen nachgefragt wird. Diese Zusammenhänge wurden auch jüngst in einer vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beauftragten Studie dargelegt, hier der kommentierte Auszug der KWK-relevanten Inhalte.
Das BMWK arbeitet daher an einer Kraftwerksstrategie, mit der knapp 30 GW an gesicherter Leistung geschaffen werden soll. Über die Hälfte dieser Leistung (15 GW) ist als Gaskraftwerke vorgesehen, die bis zum Jahr 2035 auf Wasserstoffbetrieb umgestellt werden sollen.
Wasserstoff, insbesondere aus EE gewonnener „grüner“ Wasserstoff, wird auch im Jahr ein 2035 aufwändig erzeugtes, knappes Gut sein. Um dieses möglichst effizient zu nutzen, plädieren wir gemeinsam mit dem Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) dafür, in der Kraftwerksstrategie ausschließlich Anlagen mit einem Gesamtnutzunsgrad von mindestens 80 % vorzusehen.
Diese Effizienz kann insbesondere von Blockheizkraftwerken (BHKW) erzielt werden, da sie im Gegensatz zu Kondensationskraftwerken die bei der Stromezeugung anfallenden Wärme nutzen. Sie entlasten die Verteilnetze, können ebenfalls bis 2035 auf reinen Wasserstoffbetrieb umgestellt werden und ihre Leistung in Sekundenschnelle dem Bedarf anpassen. Zusätzlich senken sie bei Kälte den Strombedarf, indem sie mit ihrer thermischen Leistung die von Wärmepumpen bereitzustellende Wärmemenge reduzieren.
Der B.KWK fordert in seinem Positionpapier, die KWK in die Kraftwerksstrategie einzubeziehen und für den raschen Aufbau entsprechender Kapazitäten das KWK-Gesetz zeitnah umzugestalten. Der konkrete, kostenneutrale Vorschlag sieht eine deutliche Verlagerung des Förderschwerpunktes vor, weg von der reinen KWK-Strommenge hin zur installierten KWK-Stromleistung, die für die Deckung der Residuallast bereitsteht. Dies würde Investoren ermutigen, beispielsweise anstatt eines 6.000 h/a betriebenen BHKW-„Dauerläufers“ mit 140 kWel im gleichen Objekt einen leistungsstarken BHKW-„Sprinter“ mit beispielsweise 710 kWel und Wärmespeichern zu installieren, der nur dann betrieben wird, wenn nicht ausreichend Wind- und Solarstrom im Netz verfügbar ist.
Wir unterstützen diese Forderungen ausdrücklich, damit die dezentrale KWK beschleunigt augebaut wird und ihre Rolle als Backup der Erneuerbaren optimal erfüllen kann.